Geschichte



In der Zeit der Not und dem Drang nach einem Kleingarten kam es in Erfurt zu weiteren Bildungen von Kleingartenanlagen. Dabei spielte besonders für die Gartenfreunde eine ganz erhebliche Rolle, selbst für den eigenen Tisch Obst und Gemüse zu erzeugen. Die Verdienstmöglichkeiten waren Anfang der 50er Jahre meistens nicht ausreichend für die Familien. Dazu kam dann in den späteren Jahren noch der Drang zur besseren Erholung, weil ja die Reisemöglichkeiten nicht voll gegeben waren.

Durch den Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl, wurde am 22.04.1954 eine Verordnung zur Förderung des Kleingarten- und Siedlungswesens und der Kleintierzucht erlassen. Das hatte auch den Zweck, die bestehenden Kleingartenkolonien in das sozialistische Gartenkonzept mit einzubeziehen. Der große Bedarf an Kleingärten wurde durch die Bereitstellung von geeigneten Grundstücken gedeckt.

In späteren Jahren wurden auch immer mehr Rest- und Splitterflächen für die Einrichtung von Kleingärten genutzt. Das fand verstärkt Anwendung nach dem Beginn des komplexen Wohnungsbauprogramms ab Mitte der 50er Jahre. Nach der Gründung des VKSK im Jahre 1959 wurde das Kleingartenwesen auch immer mehr staatlich gestützt. In Erfurt entstanden in dieser Zeit ca. 30 organisierte Kleingartenanlagen und später auch noch Wochenendsiedlungen. Alle diese Nutzer wurden im Verband des VKSK zusammengefasst.

Für unsere Anlage wurden die ersten Gärten im Mai 1953 abgesteckt. Die Gartenanlage wurde dann auch mit dem Plan des Stadtbauamtes vom Juli 1953 bestätigt. Am 25.0ktober 1953 wurde die Gründungsversammlung der Gartenanlage unter der Bezeichnung „Galgenberg-Nordhang“ durchgeführt. Die neue Anlage wurde der bestehenden Anlage „Am Galgenberg“ angeschlossen als Gruppe 2. An der Gründungsversammlung nahmen 32 Gartenfreunde teil. In den wenig überlieferten Unterlagen haben wir noch eine Einladung zu einer Versammlung vom 29.11.1953 und zu einer Versammlung Vom 06.09.1954 gefunden. Auf dieser Versammlung wurde ein Vorsitzender und für jede Gruppe ein Stellvertreter (alt und neu) gewählt. Die Trennung der finanziellen Mittel (Pacht, Beitrag usw.) wurde vorgeschlagen und dann auch umgesetzt. Am 24.08.1956 wurde der Pachtvertrag über eine Fläche von 66.621 m2 für die Gruppe neu abgeschlossen. Die Pacht betrug je m2 = 0,02 M. In den Nachträgen zum Pachtvertrag vom 14.10.1972 mit 4.920 m2 kam die jetzige Gruppe 12 und vom 18.10.1972 mit 4.187 m2 die Gruppe 15 hinzu. Damit hatte die Gartenanlage insgesamt 75.728 m2 Gesamtfläche. Nach Einrichtung aller Parzellen teilte sich diese Fläche in 61.489 m2 reines Gartenland und 14.259 m2 Freifläche (Wege und offene Grünflächen) auf.

Gleichzeitig mit dem Pachtvertrag wurden die „Besonderen Bedingungen für die Übernahme eines Pachtgartens in der Kleingartenanlage Galgenberg“ bestimmt:

Am 10.02.1957 beschließt die Mitgliederversammlung, den Pachtzins der „Alten Gruppe“ von 0,04 M auf 0,05 M zu erhöhen. Um die anstehenden Arbeiten beim weiteren Aus- und Weiterbau der Anlage zu erfüllen, verpflichteten sich die Mitglieder in der Versammlung am 13.03.1959 zu je 15 freiwilligen Aufbaustunden. Eine Entgeltung mit 2,- M/Std. ist nur in Abstimmung mit dem Vorstand möglich.

Finanzielle Unstimmigkeiten zwischen beiden Gruppen führten im Laufe der Zeit mehr zu einem Gegen- als zu einem Miteinander. Im Mai 1964 wird daher von der Gruppe „Neu“ der Antrag an den Kreisvorstand auf Trennung der Anlage gestellt. Aber erst nach einem Zeitraum von 5 Jahren wurde diese Genehmigung zur Trennung der Anlage bestätigt. Es galt jetzt, schnell einen eigenen Vorstand zu wählen, und der neuen Anlage einen eigenen Namen zu geben.

Am 03.06.1969 wurde der Name „Freundschaft“ gewählt und von der Versammlung bestätigt. Seit dieser Zeit ist unsere Anlage selbstständig. Ein Höhepunkt im Bestehen der noch jungen Anlage „Freundschaft“ war der Besuch des Zentralvorstandes des VKSK mit einer polnischen Delegation. Im Ergebnis dieses Besuches stellte der Stadtverband die Aufgabe, die Anlage als Naherholung auszubauen. (Allgemeiner Wettbewerb: Schöner unsere Städte und Gemeinden - mach mit !)

Nach Verfüllung und Rekultivierung einer alten Kiesgrube am Nordhang wurde 1975 die Kleingartenanlage Freundschaft II - heute „Galgenberghöhe“ - und 1974 die Kleingartenanlage Freundschaft III – heute „Nordstrandblick“ gegründet.

Im Jahre 1976 wurde durch den Kreisvorstand festgelegt, das Vereinshaus als Bezirkskonsultationsstützpunkt auszubauen. Eine Erweiterung des Kleingartengeländes sollte bis zum Roten Berg erfolgen. Dies ist leider nicht geschehen. Als Folge steht nun unser Vereinshaus am nördlichen Rand der Anlage und nicht in deren Mitte, wie einst vorgesehen.

Der Bau der elektrischen Hauptbeleuchtung vom Einfahrtstor bis zum Vereinshaus wurde 1975 begonnen und auch fertiggestellt. Aus einem anderen Protokoll aus dem Jahre 1975 geht hervor:

Leider gibt es davon keine Aufzeichnungen. Aus dem Gedächtnis heraus muss hier angemerkt werden:

Im Laufe der Zeit haben die Mitglieder in diesen Gruppen auch gewechselt und unterliegen keinem Patenschaftsvertrag mehr.

In jener Zeit hat auch das Mfs der DDR nicht tadellos zugesehen, sondern hat aktiv seine Genossen anonym in verschiedene Gartengruppen untergebracht. Die wichtigsten haben sogar einen Telefonanschluss in ihre Parzelle gelegt bekommen. Für Normalbürger war ein Privatanschluss, ob Wohnung oder gar Garten, undenkbar. Ein schnelles Handeln, bei unerwünschten Aktivitäten im Vereinsleben gegen den Staat, waren die vorbeugenden Maßnahmen dieser Zielgerichteten Gartenbelegungen. D.h. Aufklärungsarbeit zum Wohle des Sozialismus bzw. Rebellionen werden gleich im Keime erstickt.

1989 kam überraschend alles ganz anders. Die Wende. Nicht Helmut Kohl oder Genscher haben die Wende eingeleitet sondern mutige DDR-Bürger die Woche für Woche auf den Straßen ihre Gerechtigkeit und Freiheit demonstrierend einforderten.

Kleingartenverein "Freundschaft am Galgenberg" e.V.
Leipziger Straße · 99085 Erfurt